Unterwegs im Leutratal bei Jena

Das Leutratal ist ein Naturschutzgebiet welches südlich von Jena gelegene ist. Es hat eine Fläche von 582,9 ha. Das Tal der Leutra und das Gebiet um den 397 Meter hohen Cospoth herum sind Teile des Naturschutzgebiets.

 

Ein 141,5 ha großes Gebiet des heutigen NSG wurde bereits seit 1937 als Naturschutzgebiet „Leutratal“ ausgewiesen und im Rahmen des Naturschutz-großprojektes „Orchideenregion Jena – Muschelkalkhänge im Mittleren Saaletal“ wurden 2007 weitere 441,4 ha unter Schutz gestellt und mit dem heutigen Namen „Leutratal und Cospoth“ versehen. Heute dient das Naturschutzgebiet der Erhaltung der großflächigen orchideenreichen Trocken- und Halbtrockenrasen und der Orchideen-Buchwälder, welche Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere sind.

Wir besuchten Anfang Juni 2015 die Stadt Jena und unternahmen mit einer ortsansässigen Biologin eine geführte Wanderung ins Leutratal. Startpunkt für unsere Wanderung zu dem Naturschutzgebiet war am östlichen Ende von Leutra unter der Autobahnunterführung der A4. Die dort vorhandenen Orchideenwiesen wollten wir uns ansehen. Im Frühjahr blühen dort viele heimische Orchideenarten. Unsere Führerin  kannte die Standorte auf den Wiesen und im Laubwald.

 

Unsere Wanderung begann und mit dem richtigen Blick fanden wir die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) auch Bocksorchis genannt. Eine Orchidacea, die 25 bis 100 cm groß werden kann. Ihre Laubblätter welken bei der Blütenbildung. Die Blüte hat die Form eines Helmes und sieht grünlich bis bräunlich weiß gefärbt aus. 

 

Nur wenige Schritte weiter stand das Große Zweiblatt (Listera ovata). Eine Orchidee, die 20 bis 50 cm groß wird und zwei gegeneinander stehende Laubblätter hat. Ihre Blüte sieht gelbgrün aus. Neben den Orchideen standen viele Wiesenblumen in Blüte, genannt sei hier nur der Storchenschnabel. 


                                    Bocks-Riemenzunge Himantoglossum hircinum      

Großes Zweiblatt Listeria ovata


Unsere Wanderung ging weiter am Wiesenrand, wo die Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea) mit ihrer dunkelroten Blüte stand. Die Pflanze kann 30 bis 80 cm groß werden. Ihre Blüte ist in den Morgenstunden duftend, was die Insekten angelockt.  

 

Beim Weitergehen war im hohen Gras das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) zu sehen. Eine Orchideenart, die vielen bekannt ist und zu den größten ihrer Art gehört. Sie kann 25 bis 80 cm groß werden und hat drei bis sechs Laubblätter. Die Blüte hat eine bräunlich-purpurne Färbung. Das Purpur-Knabenkraut wurde vom Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2013 gewählt. Sie ist eine gefährdetste Orchideenart.

 

Das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) konnten wir ebenfalls auf der Wiese sehen. Es ist die Orchidee, die Carl von Linné 1753 in seinem Werk „Species Plantarum“ erstbeschrieben hat. Sie wird 20 bis 50 cm groß und hat zwei bis sechs hellgrüne Laubblätter. Ihr Blütenstand ist ährenförmig und die Blüten sind weißlich rosa. Das Helm-Knabenkraut wurde von der AHO zur Orchidee des Jahres 1993 gewählt. Sie gehört mit zu den gefährdetsten Orchideen.    


                                     Purpur-Knabenkraut Orchis purpurea          

Helm-Knabenkraut Orchis militaris 


Im flachen Gras war die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) zu sehen. Es ist eine zierliche Orchidee, die nur 15 bis 40 cm groß wird. Sie hat grünlich gelbe Stängel mit zwei bis fünf Laubblätter. Ihr Blütenstand ist ährenförmig. Die Blütenblätter sind grünlich und die Lippe ist bräunlich. Diese Orchideenart wurde 2003 von der AHO zur Orchidee des Jahres gewählt. Sie ist ebenfalls eine gefährdete  Art.

 

Im lichten Schatten eines Laubbaumes war eine Gruppe vom gelben Frauenschuh (Cypripedium calcolus) zu sehen. Leider waren die Blüten schon verwelkt. Die Orchidee kann 15 bis 60 cm groß werden und hat hellgrüne Laubblätter. Die roten Blütenblätter (Sepalen und Petalen) und die gelbe Lippe, die die Form eines Schuhes hat, sind eine Besonderheit.   


                                                        Fliegen-Ragwurz Ophrys insectifera

Gelber Frauenschuh Cypripedium calceolus


Nachdem wir die Orchideenwiesen verlassen hatten, ging unsere Wanderung durch einen Laubwald. Hier waren ebenfalls Orchideen, wie das Bleiche Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) zwischen den Laubblättern am Boden zu finden. Eine Orchideenart, die 8 bis 60 cm groß wird und lanzettliche Laubblätter hat. Ihre Blüte ist weißlich.

 

Als der Laubwald immer dichter wurde, zeigte uns unsere Führerin noch den Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis). Diese Orchideenart hat keine Blätter, sie sieht gelblich braun aus. Sie wird 20 bis 35 cm hoch. Ihre Blüten sind bräunlich und duften nach Honig. Den Namen verdankt  diese Orchidee ihrem vogelnestartigen Wurzelstock.


                                    Bleiches Waldvögelein Cephalanthera damasonium

Vogel-Nestwurz Neottia indus-avis


Unser Wanderweg führte uns wieder aus dem Laubwald und ein herrlicher Panoramablick auf die Landschaft ließ uns etwas verweilen. Von dort erreichten wir dann wieder unseren Startort.